Viele Unternehmer kennen das Problem: Die Umsätze steigen, der Betrieb wächst – aber am Ende des Monats bleibt dennoch kaum Geld übrig. Die klassische Formel, nach der die meisten Unternehmen wirtschaften, lautet:
Umsatz – Ausgaben = Gewinn.
Diese Logik klingt auf den ersten Blick vernünftig, führt jedoch in der Praxis häufig dazu, dass Gewinn zur reinen Hoffnung wird – etwas, das vielleicht am Ende des Jahres noch „übrig“ bleibt. Genau hier setzt Mike Michalowicz mit seinem Buch Profit First an und stellt diese weit verbreitete Denkweise radikal auf den Kopf.
Die Profit-First-Formel
Michalowicz schlägt vor, die Finanzformel umzudrehen:
Umsatz – Gewinn = Ausgaben.
Was simpel klingt, hat eine tiefgreifende Wirkung. Indem man den Gewinn aktiv und bewusst als erste Position vom Umsatz abzieht und auf einem separaten Konto sichert, zwingt man sich dazu, mit den verbleibenden Mitteln wirtschaftlich zu arbeiten. Die Ausgaben passen sich dem an – und nicht umgekehrt.
Das Kontensystem als Schlüssel zur Disziplin
Zentrales Element des Profit First-Systems ist die Einführung mehrerer Geschäftskonten. Jedes Konto hat einen klar definierten Zweck:
- Einnahmenkonto: Hier landen alle Zahlungseingänge.
- Gewinnkonto: Ein fester Prozentsatz jeder Einnahme wird hier automatisch abgelegt.
- Steuernkonto: Reserven für zukünftige Steuerzahlungen.
- Inhabergehalt: Dein persönliches Unternehmergehalt – getrennt vom Gewinn.
- Betriebskostenkonto: Alles, was übrig bleibt, wird für den laufenden Betrieb genutzt.
Dieses System ist so aufgebaut, dass es mit dem natürlichen menschlichen Verhalten arbeitet – nicht dagegen. Der Autor nennt es das „Behavioral Cash Flow Management“. Wenn wir nur eine begrenzte Menge an Geld zur Verfügung sehen, geben wir weniger aus. Dieses Prinzip nennt sich Parkinson’sches Gesetz – und es wirkt auch in der Unternehmensfinanzierung.
Warum dieses System funktioniert
Der entscheidende Vorteil liegt in der psychologischen Wirkung. Unternehmer sehen von Anfang an, was tatsächlich für Betriebsausgaben verfügbar ist. Das verhindert unüberlegtes Investieren, übermäßige Fixkosten oder die gefährliche Hoffnung auf zukünftige Umsatzsteigerungen zur Rettung der Finanzen.
Gleichzeitig schafft Profit First gesunde finanzielle Gewohnheiten:
- Regelmäßige Gewinnausschüttung: Selbst kleine Gewinne motivieren und schaffen finanzielle Stabilität.
- Besseres Kostenbewusstsein: Der limitierte Betriebsaufwand zwingt zur Effizienz.
- Planungssicherheit: Reserven für Steuern und persönliche Gehälter verhindern finanzielle Engpässe.
Für wen ist Profit First geeignet?
Besonders kleine und mittlere Unternehmen profitieren von diesem System. Es ist leicht umzusetzen, erfordert keine komplexe Buchhaltung und bringt sofort Klarheit in die finanzielle Lage. Auch Solo-Selbstständige und Gründer können von Anfang an von diesem Prinzip profitieren und eine stabile finanzielle Basis aufbauen.
Fazit: Gewinne sind kein Zufall – sie sind eine Entscheidung
Profit First ist mehr als ein Finanzkonzept – es ist eine neue Denkweise für unternehmerischen Erfolg. Wer seinen Gewinn zur Priorität macht, sorgt nicht nur für mehr finanzielle Sicherheit, sondern für nachhaltiges Wachstum und persönliche Zufriedenheit. Denn ein gesundes Unternehmen ist eines, das nicht nur Umsatz generiert, sondern echten Wert schafft – für seine Kunden und seinen Gründer.